Die Stele „Selbstjustiz“ vor dem sogenannten Sonnenblumenhaus erinnert an die rassistischen Brandanschläge vom August 1992, die an diesem Ort stattfanden. Sie gelten als die bis dahin massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vom 22. bis 24. August 1992 griffen mehrere hundert Gewalttäter*innen unter dem Applaus von bis zu 3000 Zuschauer*innen die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in der Mecklenburger Allee Nr. 19 und ein Wohnheim von Vietnames*innen in der Mecklenburger Alle Nr. 18 mit Steinen und Brandsätzen an. Der Polizei gelang es über drei Tage nicht, die Gewalttätigkeiten zu unterbinden und die Angegriffenen zu schützen. Nachdem am dritten Tag die Geflüchtetenunterkunft evakuiert wurde, zog sich die Polizei für mehr als eine Stunde vollständig vom Schutz des Wohnheims der Vietnames*innen zurück. In dieser […]
Das Denkmal am Neudierkower Weg erinnert an Mehmet Turgut, der hier am 25. Februar 2004 von Neonazis ermordet wurde. Mehmet Turgut half in Rostock in einem Imbiss aus, um sich seinen Traum von einem unabhängigen und guten Leben in Deutschland zu verwirklichen. Er war in der Türkei aufgewachsen, wo auch seine Familie lebte. Der 25-Jährige hatte gerade den Imbiss aufgeschlossen, als Neonazis des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) am 25. Februar 2004 kurz nach 10:00 Uhr den Laden betraten und ihn mit drei Schüssen ermordeten. Wenige Minuten später fand der Imbissbetreiber seinen schwerverletzten Mitarbeiter. Mehmet Turgut verstarb kurz darauf. Die Polizeibehörden ermittelten wie auch bei anderen Mordopfern des NSU im Umfeld der Angehörigen. Mehmet Turguts Familie wurde observiert und mehrfach befragt. […]
Die Stele „Staatsgewalt“ vor der Rostocker Polizeidirektion erinnert daran, dass die Polizei während des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen 1992 ihrer Aufgabe, die Würde und Unversehrtheit aller Menschen zu schützen, in vielfacher Hinsicht nicht nachkam. Die Polizei schätzte die Dynamik rassistischer Gewalt und die daraus resultierende Bedrohungslage für die migrantischen Bewohner*innen im Sonnenblumenhaus von Beginn an völlig falsch ein. Sie nahm die öffentliche Gewaltandrohungen im Vorfeld nicht ernst und ihr Einsatz führte nicht dazu, die tagelange Eskalation der rassistischen Gewalt zu beenden. Durch ihren vollständigen Rückzug am dritten Tag des Pogroms waren 120 Menschen im Wohnheim der Vietnams*innen eine Stunde ungeschützt den rassistischen Gewalttäter*innen ausgesetzt, die das Haus in Brand steckten. Die Angegriffenen mussten sich selbst retten und konnten über das Dach […]
Die Stele „Empathie“ ist den Betroffenen des rassistischen Pogroms von Rostock-Lichtenhagen 1992 gewidmet. Sie wurde als sechste, zusätzliche Stele des Denkmals „Gestern Heute Morgen“ 2018 eingeweiht. Die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Lichtenhagen wurde nach den Brandanschlägen im August 1992 geschlossen. Die Asylsuchenden wurden auf andere Unterkünfte im Land verteilt. Auch hier waren sie mitunter rassistischer Gewalt ausgesetzt. Viele Geflüchtete erhielten keine Aufenthaltsgenehmigung und wurden abgeschoben. Auch die ehemaligen DDR-Vertragsarbeiternehmer*innen aus Vietnam mussten bis 1997 um ihr Bleiberecht fürchten. Nach dem Pogrom organisierten sich Rostocker*innen mit Migrationserfahrung in Vereinen und politischen Gremien wie dem Migrant*innenrat (früher „Ausländerbeirat“). Die Vietnames*innen gründeten im September 1992 den Verein Dien Hong e.V., um ihre Perspektiven in die Stadtgesellschaft zu tragen. Heute sitzt der Verein […]
Die Stele „Medien“ befindet sich vor dem Redaktionsgebäude der Ostsee Zeitung und soll an die Verantwortung der Medien während der rassistischen Brandanschläge in Rostock-Lichtenhagen 1992 erinnern. Lokalzeitungen wurden ihrer Verantwortung, die Situation um die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in Lichtenhagen differenziert und ausgewogen darzustellen oftmals nicht gerecht. Sie berichteten zum Teil einseitig und gaben rassistische Vorurteile unhinterfragt wieder. Den Ausgangspunkt für das Pogrom bildeten in den Tageszeitungen abgedruckte Ankündigungen, in denen dazu aufgerufen wurde, sich am 22. August 1992 vor dem Sonnenblumenhaus zu versammeln. Die tagelangen rassistischen Übergriffe wurden zum internationalen Medienereignis. Medienvertreter*innen aus der ganzen Welt berichteten aus Rostock, Fernsehkameras übertrugen die Ereignisse live. Die Art der Berichterstattung trug zur gewaltvollen Dynamik bei. Mehr erfahren: zu Rassismus und Antiziganismus in […]
An dieser Stelle befand seit 1991 das Jugendalternativzentrum (JAZ). Von hier aus wurden 1992 Proteste gegen das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen organisiert, woran die Stele „Gesellschaft“ erinnert. Das JAZ war eines der frühen Zentren der Rostocker Zivilgesellschaft. Hier trafen sich Jugendliche unterschiedlicher Subkulturen und verschiedene Vereine. Jugendliche aus dem JAZ versuchten als einzige, mit einem Gegenprotest während des Pogroms in Lichtenhagen zu intervenieren. Mit 200 Menschen gingen sie am zweiten Abend der rassistischen Brandanschläge in Lichtenhagen auf die Straße, um sich mit den angegriffenen Geflüchteten und Vietnames*innen zu solidarisieren. Nach den rassistischen Angriffen kam es in Rostock und bundesweit zu Demonstrationen und Kundgebungen gegen rechte Gewalt. 20.000 Menschen demonstrierten ein Wochenende nach den Ereignissen in Lichtenhagen unter dem Motto „Stoppt die […]
Die Stele „Politik“ am Rathaus erinnert an die Verantwortung von Politiker*innen für die rassistische Gewalteskalation im August 1992 in Rostock Lichtenhagen. Nur wenige Politiker*innen in Stadt und Land nutzten ihre Handlungsspielräume, um die angespannte Situation rund um die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in Lichtenhagen zu deeskalisieren und die tagelange rassistische Gewalt im August 1992 zu beenden. Die 1990 im Stadtteil Lichtenhagen eingerichtete landesweite Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete war seit 1991 überfüllt. 1992 mussten Asylsuchende zum Teil mehrere Tage ohne Nahrung, Geld und Zugang zu Toiletten vor der Einrichtung ausharren. Landesregierung und Hansestadt Rostock suchten zwar nach einem neuen Standort für die Unterkunft, unternahmen aber wenig, um die Situation konkret vor Ort zu verbessern. Die drohende Gewalt im Umfeld der Unterkunft war den […]
Die Stele „Selbstjustiz“ vor dem sogenannten Sonnenblumenhaus erinnert an die rassistischen Brandanschläge vom August 1992, die an diesem Ort stattfanden. Sie gelten als die bis dahin massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vom 22. bis 24. August 1992 griffen mehrere hundert Gewalttäter*innen unter dem Applaus von bis zu 3000 Zuschauer*innen die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in der Mecklenburger Allee Nr. 19 und ein Wohnheim von Vietnames*innen in der Mecklenburger Alle Nr. 18 mit Steinen und Brandsätzen an. Der Polizei gelang es über drei Tage nicht, die Gewalttätigkeiten zu unterbinden und die Angegriffenen zu schützen. Nachdem am dritten Tag die Geflüchtetenunterkunft evakuiert wurde, zog sich die Polizei für mehr als eine Stunde vollständig vom Schutz des Wohnheims der Vietnames*innen zurück. In dieser […]