Alle Stelen

Mehmet Turgut

Mehmet Turgut wurde am 3. Januar 1979 im türkischn Kayalık geboren. In dem kleinen kurdischen Dorf lebte er mit seinen vier Geschwistern und seinen Eltern, die als Landwirte tätig waren. Seit seinem 17. Lebensjahr versuchte Mehmet Turgut in Deutschland oder Österreich Fuß zu fassen. Er träumte von einem unabhängigen Leben in Deutschland, wollte hier eine Familie gründen und seine Eltern unterstützen. Um sich seinen Traum zu verwirklichen, nahm er verschiedene Jobs an, arbeitete in Imbissen oder als Erntehelfer. Mehmets jüngster Bruder Mustafa erinnert sich: „Memo – so nannten wir meinen großen Bruder Mehmet. Ich war 12 Jahre alt, als er in Deutschland ermordet wurde. […] Wir hatten […] nur wenig gemeinsame Zeit miteinander, denn Memo war häufig in Deutschland. Seine […]

Anwohner*innen in Lichtenhagen

Seit 1991 war die landesweite Erstaufnahmestelle für Geflüchtete im Sonnenblumenhaus überbelegt. Die Situation verschärfte sich ab dem Frühjahr 1992 weiter, was zu einer katastrophalen Versorgungssituation im unmittelbaren Umfeld des Hauses führte. Wolfgang Richter, seit Mai 1991 Ausländerbeauftragter der Hansestadt Rostock, beschreibt die Situation schon ein Jahr vor dem Pogrom 1992 als angespannt und unzumutbar für alle Seiten: Mit Beschwerden, Hausversammlungen und Briefen wie diesem versuchten Anwohner*innen die politisch Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen . Während des drei Tage dauernden Pogroms schlossen sich mehrere tausend Anwohner*innen der Menschenmenge an, aus der heraus die gewalttätigen Angriffe gegen die Asylsuchenden und die vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen erfolgten. Sie übten selbst Gewalt aus, applaudierten oder erschwerten den Einsatz der Polizei. Sandra, die in Lichtenhagen zur Schule […]

Station „Gesellschaft“ Rosengarten

An dieser Stelle befand seit 1991 das Jugendalternativzentrum (JAZ). Von hier aus wurden 1992 Proteste gegen das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen organisiert, woran die Stele „Gesellschaft“ erinnert. Das JAZ war eines der frühen Zentren der Rostocker Zivilgesellschaft. Hier trafen sich Jugendliche unterschiedlicher Subkulturen und verschiedene Vereine. Jugendliche aus dem JAZ versuchten als einzige, mit einem Gegenprotest während des Pogroms in Lichtenhagen zu intervenieren. Mit 200 Menschen gingen sie am zweiten Abend der rassistischen Brandanschläge in Lichtenhagen auf die Straße, um sich mit den angegriffenen Geflüchteten und Vietnames*innen zu solidarisieren. Nach den rassistischen Angriffen kam es in Rostock und bundesweit zu Demonstrationen und Kundgebungen gegen rechte Gewalt. 20.000 Menschen demonstrierten ein Wochenende nach den Ereignissen in Lichtenhagen unter dem Motto „Stoppt die […]

Station „Politik“ Rathaus

Die Stele „Politik“ am Rathaus erinnert an die Verantwortung von Politiker*innen für die rassistische Gewalteskalation im August 1992 in Rostock Lichtenhagen. Nur wenige Politiker*innen in Stadt und Land nutzten ihre Handlungsspielräume, um die angespannte Situation rund um die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in Lichtenhagen zu deeskalisieren und die tagelange rassistische Gewalt im August 1992 zu beenden. Die 1990 im Stadtteil Lichtenhagen eingerichtete landesweite Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete war seit 1991 überfüllt. 1992 mussten Asylsuchende zum Teil mehrere Tage ohne Nahrung, Geld und Zugang zu Toiletten vor der Einrichtung ausharren. Landesregierung und Hansestadt Rostock suchten zwar nach einem neuen Standort für die Unterkunft, unternahmen aber wenig, um die Situation konkret vor Ort zu verbessern. Die drohende Gewalt im Umfeld der Unterkunft war den […]

Station „Selbstjustiz“ Sonnenblumenhaus Lichtenhagen

Die Stele „Selbstjustiz“ vor dem sogenannten Sonnenblumenhaus erinnert an die rassistischen Brandanschläge vom August 1992, die an diesem Ort stattfanden. Sie gelten als die bis dahin massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte. Vom 22. bis 24. August 1992 griffen mehrere hundert Gewalttäter*innen unter dem Applaus von bis zu 3000 Zuschauer*innen die Erstaufnahmestelle für Geflüchtete in der Mecklenburger Allee Nr. 19 und ein Wohnheim von Vietnames*innen in der Mecklenburger Alle Nr. 18 mit Steinen und Brandsätzen an. Der Polizei gelang es über drei Tage nicht, die Gewalttätigkeiten zu unterbinden und die Angegriffenen zu schützen. Nachdem am dritten Tag die Geflüchtetenunterkunft evakuiert wurde, zog sich die Polizei für mehr als eine Stunde vollständig vom Schutz des Wohnheims der Vietnames*innen zurück. In dieser […]