Geschichte der städtischen Gedenkkultur

Das Künstler*innenkollektiv SCHAUM erklärt die Idee hinter der Gestaltung der Gedenkstele „Politik“: Die Gedenkstele ist Teil des Denkmals „Gestern Heute Morgen“, das 2017-2018 eingeweiht wurde. Es ging als Siegerentwurf aus einem städtischen Kunstwettbewerb hervor. Wie ein angemessenes Gedenken an die tagelangen rassistischen Übergriffe in Lichtenhagen 1992 aussehen könnte, war lange Zeit umstritten. Erste Versuche einen dauerhaften Erinnerungsort zu schaffen, gab es bereits wenige Wochen nach dem rassistischen Pogrom. Die „Söhne und Töchter der deportierten Juden aus Frankreich“ brachten am 19. Oktober 1992 eine Gedenktafel am Rathaus an und besetzten das Gebäude. Die Bürgerschaft ließ die Gedenktafel kurz darauf entfernen. In den folgenden Jahren hielten vor allem zivilgesellschaftliche Initiativen und Engagierte aus dem Kultur-, Medien- und Wissenschaftsbereich die Erinnerung an die […]

Das Künstler*innenkollektiv SCHAUM erklärt die Idee hinter der Gestaltung der Gedenkstele „Politik“:

Die Gedenkstele ist Teil des Denkmals „Gestern Heute Morgen“, das 2017-2018 eingeweiht wurde. Es ging als Siegerentwurf aus einem städtischen Kunstwettbewerb hervor.

Wie ein angemessenes Gedenken an die tagelangen rassistischen Übergriffe in Lichtenhagen 1992 aussehen könnte, war lange Zeit umstritten.

Erste Versuche einen dauerhaften Erinnerungsort zu schaffen, gab es bereits wenige Wochen nach dem rassistischen Pogrom. Die „Söhne und Töchter der deportierten Juden aus Frankreich“ brachten am 19. Oktober 1992 eine Gedenktafel am Rathaus an und besetzten das Gebäude.

Die Bürgerschaft ließ die Gedenktafel kurz darauf entfernen. In den folgenden Jahren hielten vor allem zivilgesellschaftliche Initiativen und Engagierte aus dem Kultur-, Medien- und Wissenschaftsbereich die Erinnerung an die Ereignisse wach. Mit vielfältigen Formaten wurde versucht, eine Beschäftigung mit dem Pogrom und dessen Folgen für die Gegenwart zu ermöglichen.

Bei den Gedenkveranstaltungen werden unterschiedliche Blickwinkel deutlich. Während die einen die Wandlung Rostocks zu einer weltoffenen und toleranten Stadt betonen, weisen andere auf die Kontinuitäten von Rassismus und rechter Gewalt hin.

Zum 20. Jahrestag im August 2012 fanden die bis dahin größten Veranstaltungen statt. Während die Bürgerschaft ein Bürgerfest vor dem Sonnenblumenhaus unter dem Motto „Lichtenhagen bewegt sich“ ausrichten ließ, demonstrierten mehr als 6.500 Menschen unter dem Motto „Das Problem heißt Rassismus – Grenzenlose Solidarität“ durch Rostock.

Eine von der Stadt Rostock als Erinnerungszeichen gepflanzte „Friedenseiche“ vor dem Sonnenblumenhaus wurde wenige Tage nach der Gedenkveranstaltung abgesägt. Die Eiche als „Symbol für Deutschtümelei und Militarismus“ könne kein würdiges Erinnerungszeichen für das rassistische Pogrom sein, hieß es in einer Erklärung.

Kurz darauf wurde die Arbeitsgruppe „Gedenken“ gegründet, in der Vertreter*innen der Bürgerschaftsfraktionen und der Rostocker Stadtgesellschaft über ein angemessenes Gedenken diskutieren und beraten. Hier wurde auch der Kunstwettbewerb initiiert, aus dem das 2017 eingeweihte dezentrale Denkmal „Gestern Heute Morgen“ hervorging.